Fotografieren mit dem Smartphone – Teil 6

Tiefenschärfe

Dieses ist der sechste Teil einer Artikelserie, die Euch helfen soll, auch mit Eurem Handy wirklich gute Fotos zu machen.

Um es gleich vorweg zu sagen: Beim Thema selektive Schärfe kommen viele ältere Smartphones schnell an ihre Grenzen. Allerdings haben die neueren Geräte mittlerweile Funktionen, die dieses Defizit ausgleichen sollen.

Ein kurzer genereller Ausflug in die Fotografie: Mit der richtigen Blendenöffnung kan man die Tiefenschärfe der Fotos beeinflussen. Wenn man sich das Foto als dreidimensionalen Raum vorstellt, der sich vom Objektiv in Richtung Motiv ausdehnt, dann kann man einen bestimmten Bereich definieren, den man scharf haben möchte. Diesen Bereich nennt man Tiefenschärfe. Auf einer normalen Kamera finden sich Einstellungen für die Blende. Dabei gilt: kleine Blendenzahl = große Blendenöffnung = geringe Tiefenschärfe (nur eine geringer Teilbereich des Bildes ist scharf), große Blendenzahl = kleine Blendenöffnung = viel Tiefenschärfe (das Bild ist in einem größeren Bereich scharf). Bei neueren Smartphones kann man mittlerweile auch auf einen semi-manuellen Modus umschalten, der diese Einstellungen simuliert.

Der Fokus dieser Aufnahme liegt genau auf dem Gelb der Blüte. Der Tiefenschärfe-Bereich geht von der Kante des weissen Blütenblattes im Vordergrund bis ca. zum ersten Drittel des gelben Blütenbereichs. Aufgenommen mit der Porträt-Funktion eines iPhone XR

Wichtig: Bei geringerer Distanz zwischen Kamera und Aufnahmeobjekt nimmt die Schärfentiefe immer ab.

Um gewünschte Effekte mit der Schärfe zu erreichen braucht es bauartbedingt allerdings Objektive, die viel Licht durchlassen (lichtstarke Objektive). Smartphones haben zwar diese Lichtstärke, aber auch einen sehr kleinen Sensor. Und dieser winzig kleine Sensor bedingt wiederum sehr kurze Brennweiten. Da Handys immer flach gebaut sind, passen auch nur kleine Linsen in das Gehäuse. Bei einem Handy wird daher selbst eine Porträtaufnahme den (unerwünschten) Hintergrund genauso scharf abbilden, wie das Gesicht.

Was kann man also tun?

Punkt 1: Der Abstand zum Motiv hat großen Einfluss auf den Schärfebereich: Je näher das Motiv, desto kleiner auch der Schärfenbereich. Bei weit entfernten Objekten ist dagegen ein großes Stück der davor- und dahinterliegenden Umgebung ebenfalls scharf dargestellt. Mit diesem Wissen kann man sich schon mal Gedanken über den Standort des Fotografen machen.

Punkt 2: Man kann dieses Manko durch Software ausgleichen – und das gar nicht so schlecht. Bei einigen Smartphones gibt es zum Beispiel die Funktion „Selektiver Fokus“, bei anderen heißt der Modus „Porträt“ oder ähnlich. Dazu gibt es Apps, die genau dafür programmiert wurden, die Schärfe-Effekte auf bereits aufgenommene Fotos zu übertragen. Die „Kamera-App“ von Google hat eine ein solche Einstellung. Dort wird mann aufgefordert, das Handy nach oben zu ziehen und gleichzeitig den Fokus zu halten. Daraus errechnet die App dann den Tiefenschärfe-Effekt, den man dann digital noch verändern kann.

Für gute Handyfotos ist es auf jeden Fall wichtig, sich kurz vor dem Auslösen darüber im Klaren zu sein, was ich auf dem Foto scharf und was unscharf haben möchte. Dieses Gestaltungselement hat großen Einfluss auf die gesamte Bildwirkung. Bei Lebewesen sollte immer auf die Augen scharf gestellt werden und zwar auf das dem Fotografen näher liegende. Die Augen ziehen unseren Blick als erstes an. Wenn sie nicht scharf sind, ist das Bild meist unbrauchbar.

Wer es ganz professionell machen möchte, kann sich auch eine App für die Berechnung der Tiefenschärfe herunterladen. Dazu einfach nach Hyperfokalrechner suchen.

Achso: Wenn jemand meint, das heißt nicht Tiefenschärfe sondern Schärfentiefe, beides ist richtig. Einfach winken und nicken.