Anreise

Die Côte d’Azur habe ich schon mehrmals bereist. Vor meiner Hochzeit durfte ich an einigen Reisen teilnehmen, in denen wir die Unterwasserfauna vor der Südküste Frankreichs erforscht haben, später dann zusammen mit meiner Frau besuchten wir diese faszinierende Landschaft auch als Touristen. Ich kann sagen: Ich liebe diesen Landstrich. Als Fotograf begeistert mich vor allem das weiche Licht. Die Brechung der Farben durch die Berge im Rücken und das imposante Blau des Meeres. Felsen in allen Farben von rot bis schwarz.
So war im November 2018 auch eine Fotoreise an die Côte d’Azur geplant. Begleiten sollte mich diesmal mein Sohn. Den Zeitpunkt haben wir ganz bewusst gewählt. Keine Touristen – oder besser gesagt: nur noch ganz wenige, entspanntes Reisen ausserhalb der Stoßreisezeiten und meist noch gutes Wetter. Vorweg: das Wetter war weitaus besser als geplant. Wer während unserer Zeit dort war konnte jeden Tag noch im Meer baden. Wir hatten nur Sonnenschein und Temperaturen weit über 20 Grad. Eine Woche vor unserer Ankunft wurde Frankreich von verheerenden Unwettern überrascht und eine Woche nach unserer Rückkehr noch ein weiteres mal. Wir hatten einfach unverschämtes Glück!

Unsere Anreise erfolgte mit dem Auto von Norddeutschland aus über die Eifel, Luxemburg, Metz, Nancy, Lion und Avignon. An vielen Stellen haben wir angehalten und uns die Sehenswürdigkeiten angesehen. (Zum Beispiel in Var. Einem Ort an der Grenze zu Belgien mit einem ausserordentlich schönen mittelalterlichen Dorfkern.) Das war überhaupt das schöne an unserem Urlaub. Wir hatten Zeit. Es war egal wann wir ankamen.
Die erste Nacht verbrachten wir irgendwo in Frankreich in einem kleinen Ort mit Namen Lannes, direkt am Wasser zwischen der Marne und dem „Canal Entre Champagne et Bourgogne“. Unser erstes Ziel an der Küste war dann Le Lavandou, ein Ort den ich schon bei einigen meiner Reisen als Basis genutzt habe. Hier wollte ich noch einige Bekannte treffen. Bei einem guten Abendessen direkt am Hafen liessen wir diesen ersten schönen Abend in Südfrankreich ausklingen. Le Lavandou sollte allerdings nicht unsere Hauptunterkunft sein. Unsere Ziele lagen zwischen Toulon und Cannes. Wir brauchten also eine zentral gelegene Unterkunft und fanden sie in dem Bergort Collobrières.
Collobrières
Zu Collobrières gibt es einiges zu sagen. Ich muss gestehen, mir war dieser Ort vorher nicht bekannt. Aber bei den Franzosen ist das offenbar anders. Gelegen in riesigen Kastanienwäldern feiern die Einheimischen einmal im Jahr ein riesiges Fest. Und genau in dieses Fest sind wir bei unserer Ankunft hineingeraten. Collobrières hat nicht einmal 2.000 Einwohner aber in den engen Gassen der Stadt tummelten sich buchstäblich zigtausende Menschen die die einheimischen Spezialitäten geniessen wollten. Eiscreme aus Maronen, Mus aus Maronen, Wein und Honig. Unser Auto mussten wir schon 2 km vor dem Ort auf einer zum Parkplatz umfunktionierten Wiese stehen lassen und dann zu Fuss zu unserem mitten in der Stadt gelegenen Hotel laufen. Aufgrund der Terroranschläge, denen Frankreich in den letzten Jahren ausgesetzt war, wurde jeder Besucher nach Waffen durchsucht. Trotzdem waren alle entspannt und fröhlich. Ein echtes Volksfest.

Wer nach Collobrières reisen möchte, hat 3 Zufahrtsstraßen zur Auswahl. Zwei davon sind – sagen wir mal – etwas anspruchsvoller. Auf meinen Reisen bin ich viel in den Bergen unterwegs und kenne viele Serpentinenstrassen – auch halsbrecherische und gefährliche, die man nur mit einem Geländewagen befahren durfte. Die Zufahrtswege nach Collobrières sind nicht wirklich gefährlich aber an einigen Stellen – vor allem wenn uns ein SUV entgegenkam – haben wir die Spiegel eingeklappt und sind dann im Schritttempo mit einem Abstand von wenigen Millimetern aneinander vorbeigefahren. Rechts der Berg und links eine tiefe Schlucht. Ausserdem kann man der Zeitanzeige auf dem Navi nicht trauen. Angezeigt sind 40 Minuten. Durch die anspruchsvolle Strecke werden daraus aber schnell einmal 60 Minuten oder auch 90 Minuten. Man sollte also genügend Zeit mitbringen.
Hinweis: Wer es etwas leichter haben möchte, der kann Collobrières auch über eine einfachere Strecke erreichen. Dafür fährt man von der Küste aus die D88 bis zur D14 und kommt dann über eine breite Strasse bis in den Ort. Diese Strecke nutzen allerdings auch die Anlieferer und es kann vorkommen, dass man längere Zeit hinter einem LKW herfahren muss.
Von Collobrières aus waren unsere fotografischen Ziele schnell zu erreichen:
- Toulon
- Die Salinen von Hyeres
- Die Inseln Île d‘ Hyeres und Île du Levant
- Das Cap de Léoube
- Das Fort de Brégançon
- Cavalaire sur Mer
- Saint Tropez
- Saint Maxime
- Saint Raphaël
- Cannes
Das waren die großen Destinationen an der Küste. Dazwischen haben wir viele kleine versteckte Stellen aufgesucht, um vor allem den Geist der Côte auf unseren Fotos einzufangen. Aber auch im Landesinneren gibt es viel zu entdecken – abseits der großen Touristenströme:
- Den Parc naturell régional du Verdon
- Plain des Maures
- Diverse Stauseen
- Monastère Notre-Dame de Clémence de La Verne
- und noch vieles mehr
Selbst wer nur wenige Tage Zeit hat, kann viel entdecken und viele Eindrücke mitnehmen. Übrigens: Als ich vor über 30 Jahren das erste Mal nach Frankreich kam, empfand ich den Kontakt zu den Franzosen als sehr reserviert. Mit der neuen Generation hat sich dieses Verhältnis komplett verändert. Wir sind nur auf Menschen gestossen, die freundlich und hilfsbereit waren. Die mit uns gelacht haben und keine Berührungsängste hatten. Kurzum: wir haben uns sehr wohl gefühlt.